Gedanken zu Lukas 18,9-14 von Pfr. Stefan Reichenbacher

Liebe Gemeinde!

 

Wer kennt nicht das gute Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben? Und ist es nicht schön, so etwas wie „Erfolg“ zu haben – sei es bei der Arbeit oder beim Sport oder bei etwas Künstlerischem…

In Schwaben passiert es ja eher selten, aber auch hier kann es vorkommen, dass man einmal gelobt wird für etwas, was einem gut gelungen ist.

Das alles ist schön und gut.

Problematisch wird es erst dann, wenn einem der eigene Erfolg, das eigene Rechthaben und Rechttun zu Kopfe steigt. Wenn man sich deshalb für etwas Besseres hält – vielleicht wird deshalb in Schwaben so wenig gelobt, weil man die Menschen vor dieser Sünde bewahren will…

 

Nun, beim Pharisäer in der Lehrerzählung Jesu, die wir heute als Evangelium gehört haben, können wir jedenfalls beobachten, wie einem das eigene Richtigtun zu Kopfe steigen kann. Pharisäer sind ja Leute, die weltliche Berufe haben, sich aber in ihrer Zeit ganz viel mit den heiligen jüdischen Schriften und dem Willen Gottes beschäftigen – alles erst einmal wunderbar und ganz ehrenvoll.

Aber in diesem Fall kippt dieses Ehrenvolle in Überheblichkeit und sogar in Selbstüberschätzung um. Und dieser Pharisäer hält sich sogar nicht nur für etwas Besseres als der Zöllner, sondern er denkt auch noch, dass er die Gnade Gottes nicht bräuchte. Er will sich sozusagen selbst gerecht sprechen. Er hält sich für einen so guten Menschen, dass er Gott gar nicht um Vergebung bitten braucht. Stattdessen erklärt er Gott, warum er ein so guter Mensch ist.

 

Vielleicht kennen Sie auch solche Menschen und vielleicht kennen Sie das auch ein bisschen an sich selbst. Es ist ja sehr menschlich, dass man sich in möglichst gutem Licht darstellen will – wer will das nicht? Und es ist auch allzu menschlich, dass wir uns in der Regel schwer tun damit, zuzugeben, dass wir nicht alles richtig machen im Leben. Manche Menschen haben geradezu ein unglaubliches Talent, alles so hinzudrehen, dass sie selbst angeblich alles richtig machen und nur die anderen die Fehler…

 

Aber Jesus sagt: Auf die Gnade Gottes ist jeder Mensch angewiesen. Es gibt keinen Menschen ohne Fehler. Alle brauchen Vergebung, keiner ist vollkommen. Vielleicht sind beim einen die Fehler offensichtlicher wie bei dem Zöllner: Sie waren nicht nur Kollaborateure der verhassten römischen Besatzer, sie verlangten meist auch zu viel und Zollgebühren an den Stadttoren und steckten sich ihre eigenen Taschen voll. Die Fehler der Pharisäer wiederum waren subtiler – eben der falsche Stolz, die Überheblichkeit, die Arroganz…

Auch heute gibt es Menschen, deren Fehlverhalten offensichtlich ist - andere dagegen verheimlichen ihre dunklen Seiten geschickt... Gott aber sieht ins Herz. Und deshalb gilt, was Jesus am Schluss seiner Lehrerzählung sagt: Wer sich selbst erhöht wie dieser Pharisäer, wird erniedrigt werden, wer sich aber selbst erniedrigt wie dieser Zöllner, wird erhöht werden.