Katharina von Bora - die Frau nicht nur an Luthers Seite

Zur Predigtreihe "Lichtgestalten" 2022 von Pfr. Stefan Reichenbacher

 

Liebe Gemeinde!

 

Katharina von Bora, auch die „Lutherin“ genannt, soll heute also unser Thema sein, das ich Ihnen etwas näher bringen möchte.

Warum Sie?

Weil Katharina von Bora eine sehr bemerkenswerte Persönlichkeit ist, die zu Unrecht meist nur im Schatten ihres berühmten Mannes steht. Natürlich, die Bedeutung Martin Luthers für die Kirche, für den Glauben, für die deutsche Sprache, für die Bildung in Deutschland kann gar nicht überschätzt werden.
Aber auch Katharina von Bora hatte einiges zu bieten an Bildung und Gelehrsamkeit, an Geschäftstüchtigkeit und Fleiß. In Manchem trafen sich die beiden und passten wie Topf und Deckel zueinander – in anderer Hinsicht ergänzten sie sich, vor allem füllte Katharina so manche Defizite ihres Mannes Martin.
Martin Luther wäre wahrscheinlich ohne Katharina in seinen zwei letzten Lebensjahrzehnten nicht so glücklich gewesen und hätte es wahrscheinlich nicht geschafft, immerhin 63 Jahre alt zu werden, was für damalige Zeiten gar kein so schlechtes Alter war.

Aber fangen wir von vorne an:

Katharina kam am 29. Januar 1499 auf dem Gut Lippendorf südlich von Leipzig zur Welt. Sie wuchs mit drei Brüdern und einer Schwester auf. Die Mutter starb, als Katharina höchstens 5 Jahre alt war, denn kurz darauf heiratete der Vater zum zweiten Mal.
Katharina störte nun offenbar – oder sie war einfach eine Esserin zu viel, denn der Vater Hans von Bora war ein verarmter Landadliger oder aber die neue Frau wollte sich nicht mit dem Kind der vorherigen Frau abgeben. Genaues ist da nicht bekannt, nur, dass Katharina bereits 1505 in ein Benediktinerinnen-Kloster gesteckt wurde, zuerst als sog. Pensionärin, also als Kind, das im Kloster versorgt wurde.

Für den Vater eine sog. „Winwin-Situation“: Einerseits war damit das Kind leiblich versorgt – in Klöstern gab es immer genug zu essen. Dazu würde Katharina eine gute Schulbildung erhalten wie damals nur die vornehmen Mädchen reicher Leute.
Andererseits konnte der Vater sich nach der damaligen Lehre der Kirche einbilden, dem Kind etwas Gutes zu tun: Denn wer ins Kloster geht, dem winkt als Lohn das ewige Leben. Und dazu kam noch, dass Eltern, die eines ihrer Kinder der Kirche quasi opfern, ebenfalls gute Chance auf einen Platz im Himmel haben.
Was so eine Trennung mit einem 5- oder 6-jährigen Kind seelisch macht, darüber dachte damals niemand nach…

Mit 8 oder 9 Jahren wurde Katharina dann vom Vater in ein anderes Kloster gesteckt, ins Zisterzienserinnenkloster Marienthron in Nimbschen bei Grimma südöstlich von Leipzig. Dort war ihre Tante die Äbtissin, so dass Katharina zumindest bei einer Verwandten untergebracht war – und wohl nicht unerheblich war, dass der Vater deshalb nicht so viel zahlen musste für Katharina wie sonst üblich.
Hier nun sollte Katharina sich auf den geistlichen Stand vorbereiten, also zur Nonne ausgebildet werden und einmal ihre Gelübde ablegen.

Das Leben in diesem Kloster war kein allzu hartes. Katharina befand sich unter lauter adligen Töchtern, denen keine allzu schwere körperliche Arbeit zugemutet wurde. Die jungen Nonnenanwärterinnen verbrachten ihre Zeit mit Gebet, Stickereien und leichter Gartenarbeit, sie lernten die Heilkräuter kennen und manches andere Wissenswerte.
Katharina lernte auch die betriebswirtschaftlichen Abläufe in der Landwirtschaft kennen und beherrschte so etwas wie Buchführung. Natürlich konnte sie lesen und schreiben und sogar Grundkenntnisse in Latein – damit hatte sie einen Bildungsstand wie damals nur etwa 5% der Bevölkerung.
Mit 15 Jahren machte sie ihr Noviziat und am 18. Oktober 1515, also mit 16 Jahren bereits, legte sie die Gelübde als Nonne nach benediktinischer Regel ab: Armut, Gebet, Ehelosigkeit, Gehorsam und Arbeit.

So hätte es eigentlich bleiben können und sollen im Leben der Nonne Katharina. Doch dann trat Martin Luther in ihr Leben. Und zwar in Form seiner Schriften:

Kein Mensch weiß, wie die Nonnen im Kloster an die Schriften Martin Luthers geraten waren. Aber sie setzten sich damit auseinander. Katharina begriff, dass ihr Vater sich und ihr selbst das Himmelreich erkaufen hatte wollen mit ihrer Opferung ans Kloster. Sie verstand, was Luther mit seinem berühmten Sola gratia formulierte: Allein aus Gnade wird der Mensch gerettet und vor Gott gerecht und nicht durch irgendwelche Werke oder eben durch ein Leben im Kloster.
Immer mehr belastete Katharina diese neue Erkenntnis und sie war nicht die einzige. Viele ihrer Freundinnen im Kloster dachten ähnlich. So fasste Katharina den Entschluss, direkt an Martin Luther zu schreiben und zu fragen, was er ihr in ihrer Gewissensnot riete. Auch das ist interessant: Das Briefgeheimnis funktionierte schon damals!
Luther antwortete ihr und machte ihr und den anderen Mut, das Kloster zu verlassen. Luther hatte mehrfach öffentlich die Zölibatspflicht für Mönche und Nonnen verworfen, z.B. in der Schrift „Ursach und Antwort, dass Jungfrauen Klöster göttlich verlassen mögen“. Er betonte, dass diese Entscheidung allein den Ordensleuten selbst überlassen werden muss und kein Zwang herrschen dürfe.

Zwar sind leider keinerlei Briefe von Katharina an Martin Luther erhalten, aber sie muss nun offenbar zurückgeschrieben haben, dass sie und einige ihrer Freundinnen aus dem Kloster fliehen wollten.
Wahrscheinlich weckte diese Sehnsucht nach Freiheit außerhalb der Klostermauern Luthers männlich-christliches Helfer­syndrom, wie es ein Kirchenhistoriker spitz formulierte. Denn Luther organisierte die Flucht! Ein befreundeter Fuhr­unter­nehmer entführte Katharina und elf weitere Nonnen in einem Planwagen, angeblich in Heringsfässern versteckt. Dies geschah im Jahr 1523 in der Nacht von Karsamstag auf Ostern. Luther ließ die Nonnen heimlich nach Wittenberg bringen. Wäre der Fuhrunternehmer erwischt worden, hätte er nach weltlichem und kirchlichem Recht mit der Todesstrafe rechnen müssen.
Drei der Nonnen verließen den Planwagen bereits unterwegs, um zu ihren Familien zurückzukehren, so dass schließlich 9 Nonnen in Wittenberg ankamen.

Den entflohenen Nonnen dürfte von Anfang an klar gewesen sein, dass sie im weltlichen Leben als Frau nicht viele Entfaltungs­möglichkeiten haben würden. Entweder sie fanden einen Mann und heirateten oder sie landeten im Freudenhaus. Denn nur dort konnte eine Frau damals eigenständig Geld verdienen.
Es gehörte also ein gewaltiger Mut dazu, das vertraute und beschützte Leben hinter Klostermauern zu verlassen und sich ins wahre Leben hinauszuwagen. Katharina von Bora war die Anführerin gewesen und die anderen hatten sich ihr angeschlossen.

Luther kümmerte sich nun in Wittenberg um die jungen Frauen und vermittelte ihnen allen erst einmal eine Unterkunft. Katharina und ihre Freundin Ave von Schönfeld kamen beim berühmten Maler Lucas Cranach unter. Es entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Katharina und Barbara und Lucas Cranach.
Nach und nach fanden sich Freier für die Frauen und die meisten verheirateten sich schnell.
Auch Martin Luther war nicht uninteressiert – an Katharinas Freundin Ave. Doch die interessierte sich für einen gewissen Basilius Axt und heiratete ihn auch.

Katharina wiederum verliebte sich in einen gewissen Hieronymus Baumgartner – aber wurde von dessen Familie abgelehnt aufgrund ihrer Mittellosigkeit. So kam es, dass am Ende acht der neun Frauen verheiratet waren.

Zwei Singles aber blieben übrig: Katharina, 26 Jahre, und Martin, 41 Jahre.
Für Luther war klar, dass er heiraten wollte, um ein Zeichen zu setzen. Ihm war wichtig zu zeigen, dass der Ehestand dem geistlichen Stand vor Gott ebenbürtig war. Dies hatte er schon einige Jahre zuvor in einer Schrift über den Ehestand ausgeführt.

Was den Sinn der Ehe anbelangte, dachte er allerdings nicht anders als in der Kirche traditionell gedacht wurde:
Die Ehe war zur Kinderzeugung gedacht und zur Bändigung des als dämonisch verstandenen Sexualtriebes. Und natürlich war er der Meinung, dass die Frau dazu da war, dem Mann eine Hilfe in allen Lebenslagen zu sein.

Bester Beweis dafür ist die Lutherübersetzung der bekannten Stelle in der Schöpfungsgeschichte: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. Diese Übersetzung, die eine klare Unterordnung der Frau belegt, galt bis zur letzten Reform 2017!
Seit 2017 lesen wir: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. Das hört sich schon etwas gleichberechtigter an.

Schade, dass weder Luther noch die heutigen Bearbeiter und Bearbeiterinnen der Luther­über­setzung sich getraut haben, den hebräi­schen Urtext wörtlich zu übersetzen. Im Urtext steht nämlich: Ich will ihm ein helfendes Gegenüber schaffen, das ihm entspricht.
Das ist natürlich etwas holpriges Deutsch, aber: Es ist schon erstaunlich, wie die hebräische Bibel das Mit­ein­ander von Mann und Frau sehr gleichberechtigt ausdrückt: Sich ein helfendes Gegenüber sein, da ist keiner über- oder untergeordnet, sondern beide begegnen sich auf Augenhöhe.

Nun, Luther war also in seinen Vorstellungen von der Ehe und seinen Schriften darüber ganz Kind seiner Zeit. Zugleich war er jedoch fähig, erstaunlich schnell und bemerkenswert konsequent in der Praxis umzudenken und eine ziemlich gleichberechtigte Partnerschaft zu führen. Damit setzte er zumindest privat um, was er an anderer Stelle immer gepredigt hatte: Nämlich, dass vor Gott alle Menschen gleich sind – auch wenn das auf Erden nicht sofort umgesetzt werden könne. Dass ihm das gelang, lag aber wohl nur daran, dass er an eine Frau wir Katharina geriet!

Es ging schon damit los, dass nicht er Katharina einen Antrag machte, sondern sie ihm! Und Luther willigte ein.
Am 13. Juni 1525 wurden die beiden von Luthers Freund und Mitreformator Johannes Bugenhagen getraut. Nur der engste Freundeskreis war bei dieser Feier im sog. Schwarzen Kloster zugegen. Dieses hatte Luther vom Kurfürsten Johann dem Beständigen zur Hochzeit geschenkt bekommen. 14 Tage später wurde dann eine große Hochzeit mit Kirchgang und Festmahl gefeiert.

Die Ehe der beiden wurde jedoch von Freund und Feind kritisiert:
Luthers Feinde machten sich lustig über den Mönch, der seine Gelübde nicht halten konnte und über die Nonne, die sie als Hure beschimpften.
Luthers Freunde fanden den Zeitpunkt der Heirat problematisch: Die Bauernkriege befanden sich auf dem Höhepunkt und Luther hatte es sich sowohl mit den Bauern als auch mit den Fürsten verdorben, weil er beide kritisierte und Gewalt ablehnte – und da hatte Luther nichts Besseres zu tun als zu Heiraten?!

Doch die beiden Eheleute hielten zusammen und sollten ihr Leben miteinander teilen wie kaum ein Ehepaar zuvor.
Sie bekamen sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter.
Elisabeth, die älteste, starb bereits mit einem Jahr und Luther trauerte sehr um sie. Magdalena, die zweitgeborene starb mit 12 Jahren, was beide Eltern in eine tiefe Krise stürzte. Die Trauer um die Kinder war etwas Neues in der mittelalterlichen Gesellschaft, in der eine hohe Kindersterblichkeit normal war.
Luther wurde zum Familienmensch durch seine Käthe und die vielen Kinder. Schon nach dem Tod seiner Erstgeborenen schreibt er in größter Trauer an einen Freund: Nie hätte ich geglaubt, dass die väterlichen Herzen bei ihren Kindern so weich werden können.

Damit verbunden entwickelt sich im Hause Luther ein - zu damaliger Zeit - völlig neuartiges Bild vom Miteinander einer Familie. Das Idealbild der evangelischen Pfarrfamilie, in der gesungen und musiziert wurde, wurde damals von Luther und den anderen Reformatoren begründet. Bekannt sind Darstellungen von Luther mit der Laute in der Hand und um ihn herum Katharina und die singenden Kinder.

Außer den eigenen Kindern lebten im Hause Luther aber auch noch weitere Kinder, u.a. Nichten und Neffen Luthers, die er aus verschiedenen Gründen aufnahm.
Um das Haushaltseinkommen aufzubessern, nahm Katharina aber auch noch Studenten auf, die im Schwarzen Kloster wohnen und am großen Familientisch mit essen durften. Zeitweise versorgte Katharina bis zu 40 Personen bei jeder Mahlzeit!

Da Martin Luther mit Geld überhaupt nicht umgehen konnte und auch für seine unzähligen Schriften, die in ganz Europa für teures Geld vervielfältigt und verbreitet wurden, kein Geld nahm, war es Katharina, die den gesamten familiären Wirtschaftsbetrieb übernahm. Heute würde man sie als Leiterin eines mittelständischen Unternehmens bezeichnen:
Sie pachtete landwirtschaftliche Flächen, bewirtschaftete sie, baute Obst und Gemüse an. Sie hatte etwa 10 Angestellte und beschäftigte zeitweilig Tagelöhner z.B. zur Erntezeit. Sie betrieb außerdem ein Brauhaus, ein Waschhaus und züchtete Hechte, Forellen und Karpfen in einem Fischteich.
Und Luther war klug genug, seiner Frau in diesen Bereichen freie Hand zu lassen, denn sie hatte einfach viel mehr Ahnung vom Wirtschaften als er. Sie setzte auch durch, dass Luther nun doch auch für seine Schriften Tantiemen bekam und annahm. Nach gut 15 Jahren Ehe gehörten die Luthers zu den reichsten Wittenbergern!

Katharina musste eine unglaubliche Energie und robuste Gesundheit gehabt haben, während Luther mit zunehmendem Alter kränkelte. Da hinderte ihn allerdings nicht daran, als echter workaholic Tag und Nacht zu arbeiten und viel zu wenig zu schlafen. Katharina kümmerte sich um sein leibliches Wohl, wusste viel über Kräuter und Heilkunde, half ihm bei mancherlei leiblichen Beschwerden, z.B. bei seinen notorischen Verdauungsproblemen, weshalb Luther sie auch als seinen „Doktor“ bezeichnete.
In Zeiten der Pest führte Katharina zudem ein Hospiz in ihrem großen Anwesen, in dem sie mit anderen Frauen zusammen Kranke pflegte!
Katharina stand jeden Tag zwischen drei und vier Uhr morgens auf – im Winter eine Stunde später – und arbeitete und kümmert sich um alles bis in den späten Abend hinein.
Was also das Wirtschaften und den Haushalt anbelangte, war Katharina also ganz klar die Chefin und der Motor – aber das war noch nicht alles!

Zum Leben im Hause Luther gehörten auch die Diskussionen bei Tisch bzw. nach dem Essen, die in den sog. Tischreden von eifrigen Studenten mitgeschrieben wurden. Natürlich waren da immer nur noch die Männer anwesend – Studenten und Kollegen aus der Universität – doch dazu gesellte sich: Katharina! Katharina war zum einen gebildet genug, um die theologischen Inhalte, um die es da ging, zu verstehen, zum anderen war es für Luther offenbar selbstverständlich, auch theologische Fragen mit ihr zu diskutieren.
Es wäre spannend, könnte man herauskriegen, wieviel Anregungen Katharinas in Luthers Spätschriften und Predigten steckten. Luther jedenfalls besaß offenbar die Größe, seine Frau als Diskussionspartnerin zu akzeptieren, obwohl er sonst Frauen gegenüber durchaus mit den üblichen männlichen Überlegenheitsphantasien begegnete.

Seinen großen Respekt und seine Achtung gegenüber seiner Frau lässt sich aus dem Spitznamen ablesen, den Luther seiner Katharina gab: „Mein Herr Käthe“.
Briefe beginnt er z.B. mit „Meiner lieben Hausfrau Käthe Lutherin von Bora“ oder er gibt ihr Ehrentitel wie: Meinem freundlichen, lieben Herrn, Katharina Lutherin, Doktorin, Predigerin zu Wittenberg…
Und in den Tischreden findet man die schöne persönliche Bemerkung Luthers über die Ehe: Ich selbst freilich werde als Liebhaber der Ehe sterben.
Ganz unverblümt schreibt er einmal: „Wie gut Wein und Bier hab ich daheim, dazu eine schöne Frau…!“
Und als seinen größten Reichtum bezeichnet er 1542 seine Frau und seine Kinder.

Dementsprechend vererbt Luther seiner Frau all sein Vermögen und setzt testamentlich fest, dass sie selbst nach seinem Tod der Vormund ihrer Kinder sein solle. Heutzutage etwas Selbstverständliches, damals völlig gegen jedes Gesetz und jede Regel. Dementsprechend wird dieses Testament nach dem Tod Luthers erst akzeptiert, als sich der Kurfürst höchstpersönlich für den letzten Willen Luthers einsetzt.
Über die Trauer Katharinas um ihren verstorbenen Martin haben wir nun einen der wenigen Briefe Katharinas überliefert. Sie schreibt:
„Ich kann weder essen noch trinken, auch dazu nicht schlafen. Und wenn ich hätt ein Fürstentum und Kaisertum gehabt, sollt mir so Leid nimmer geschehen sein, so ich´s verloren hätt, als wenn unser lieber Herrgott mir diesen lieben und teuren Mann genommen hat.

Katharina überlebte ihren Mann nur um sechs Jahre. Durch den Schmalkaldischen Krieg und Pestausbrüche in Wittenberg war ihre Witwenzeit von größten Existenznöten und Flucht gekennzeichnet.
Schließlich verunglückte sie dabei, scheuende Pferde ihrer Kutsche anhalten zu wollen. Sie sprang von der fahrenden Kutsche herab, stürzte schwer und brach sich wahrscheinlich das Becken. Wenige Tage später starb sie am 20. Dezember 1552. Sie wurde damit nur 53 Jahre alt.

Katharina von Bora wird heutzutage als Reformatorin bezeichnet. Sie übte großen Einfluss auf Luther aus und wohl auch auf seine Schriften und Predigten. Die beiden lebten eine ungewöhnlich gleichberechtigte Ehe. Dazu war Katharina eine für ihre Zeit bemerkenswert selbständige Frau, dazu eine liebevolle Mutter, die mit ihrem Mann ein neuartiges Zusammenleben mit den Kindern einübte – genau das, was ihr als Kind nicht vergönnt war. Die Luthers wurden so zum Vorbild nicht nur für das Leben im Pfarrhaus, sondern als Familie überhaupt.

Katharina ist es zu verdanken, dass Martin Luther in der Praxis Manches anwenden konnte, was er in der Theorie verkündete. Und: Aus seiner Erfahrung als Ehemann von Katharina und Vater ihrer gemeinsamen Kinder gewann Luther Einsichten, die auch in seine theologische Botschaft mit einflossen.

Katharina von Bora – die starke Frau an Luthers Seite, aber eben nicht nur die Frau an Luthers Seite!

Amen.