Predigt zu Matthäus 5,13-16 anlässlich der Konfirmation
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!
Nun also ist es endlich soweit. Mit dreimonatiger Verspätung können wir endlich eure Konfirmation feiern!
Der Sonntag heute hat in der Kirche bei uns ein Thema: „Das Wirken von Christen in der Welt.“ Ich finde, das passt gut zu einer Konfirmation.
Es gab ja immer wieder Zeiten, in den sich Christen ganz besonders eingemischt haben ins Leben der Menschen:
In den 80er Jahren zur Hoch-Zeit des Kalten Krieges hatte der Text, den wir als Lesung gehört haben, eine ganz große Wirkung auf viele Christen in Ost und West. Sie wollten sich nicht mehr der Scheinlogik von Gewalt und Gegengewalt, von Angriff und Verteidigung, von Aufrüstung und Nachrüstung unterordnen, nein, sie wollten einfach Frieden in Europa. Und so waren viele Christen engagiert in der sog. Friedensbewegung in Ost und West. Heute wissen wir: Friedensbewegte Christen haben entscheidenden Anteil daran, dass die Revolution in der DDR 1989 friedlich blieb.
Auch bei anderen wichtigen Themen wie Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen, Vermeidung von Abfall, Nachhaltig leben, soziale Gerechtigkeit bei uns und Gerechtigkeit im wirtschaftlichen Austausch mit anderen Nationen setzen sich Christen ein bzw. setzen sich christliche Kirchen ein. Und nicht zuletzt unterstützen die Kirchen wie auch viele einzelne Christen Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt oder die Diakonie-Katastrophenhilfe, die schnell und effektiv helfen können – meist im Ausland, aber zurzeit natürlich auch in der Eifel und den anderen schwer von Unwetter getroffenen Gebieten Deutschlands.
Nicht immer machen sich Christen und christliche Kirchen allerdings beliebt bei ihrem Engagement für Notleidende: Als die Evangelische Kirche Deutschlands, die EKD, vor zwei Jahren ein Seenotrettungsschiff für Flüchtlinge auf dem Mittelmeer mitfinanzierte, erntete sie große Kritik, nicht zuletzt aus der Politik und vom deutschen Staatsbehörden.
Ein Kollege von mir aus unserem Dekanat ist angeklagt, dass er einem Flüchtling Kirchenasyl gewährt habe – und das, obwohl er und sein Kirchenvorstand sich an sämtliche Vorschriften des Bundesamts für solche Fälle gehalten hat… Als Vorsitzender des Kirchenvorstands drohen ihm nun eine saftige Geldstrafe oder gar Freiheitsentzug!
Warum tun Christen so etwas, warum macht sich Kirche unbeliebt, warum bringen sich ihre Vertreter und Vertreterinnen u.U. sogar selbst in Gefahr, wenn sie es für notwendig halten?
Weil es da so ein paar Sätze von Jesus gibt, die sie versuchen, ernst zu nehmen. Es sind vor allem Sätze aus der Bergpredigt Jesu, Sätze, die ziemlich sicher original von Jesus sind. Der Evangelist Matthäus hat diese besonderen Jesusworte zu einer großen Rede zusammengefasst. Sie beginnt mit den Worten: „Und Jesus stieg auf einen Berg und lehrte seine Jünger…“ – deshalb hat sie heute den Namen „Bergpredigt“.
Eines dieser Jesusworte aus der Bergpredigt ist heute das Evangelium des Sonntags und zugleich der Predigttext.
Jesus sprach:
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Salz sein und Licht sein.
Welche Beispiele dafür könnten für euch Konfis da passend sein?
Beim „Salz sein“ fällt mir eine Jugendliche ein, die vor der Corona-Pandemie in aller Munde war und viel Aufmerksamkeit bekommen hat – zustimmende wie ablehnende: Greta Thunberg aus Schweden.
Ganz gleich wie man zu ihr stehen mag – sie ist ein Beispiel für Salz.
Ich weiß auch nicht, ob sie als Christin agiert – aber sie verhält sich so wie Jesus sich es wünscht, sie streut Salz auf das schwierige Thema „Klimawandel“ und den Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen. Mag sein, dass sie manchmal zu viel Salz erwischt – andere werden sagen, es ist noch viel zu wenig – vielleicht gerade die, die Folgen der Klimaveränderungen am eigenen Leib spüren müssen. Genau wie beim Kochen sind die Geschmäcker verschieden. Was der eine als gut gewürzt betrachtet, ist für die andere bereits völlig versalzen und der dritte salzt noch nach…!
Worum es mir bei diesem Beispiel geht, ist: Greta versucht, Salz zu sein. Sie nimmt es auf sich, unbequem und eine der meistgehassten Personen der Welt zu sein. Ihre Überzeugung und ihr Wille, die Welt zu verändern, sind stark genug, um das auszuhalten.
Ihr müsst keine Gretas werden. Aber den Gedanken, Salz zu sein für diese Welt – gerade als Christen – den möcht´ ich euch heute mitgeben. Ganz wörtlich.
Darum teilt euch Anita Kämmer-Frey nun einen kleinen Salzstreuer aus, auf dem dieser Satz von Jesus geschrieben steht. Und dazu gibt´s noch eine Packung Salzstängle für den Fall, dass ihr euch mal den Magen verderbt oder einen Magen-Darm-Virus bekommt. Da helfen Salzstängle ungemein.
Denn unser Körper und unsere Erde brauchen Salz. Ohne Salz können wir nicht leben. Und ohne kritische junge Menschen, die uns Ältere auf unsere Fehler aufmerksam machen, kann die Menschheit sich nicht weiterentwickeln, auch wenn das für uns Ältere oft unbequem sein kann.
Das Spannende an Jesus und seine Sätzen – besonders in der Bergpredigt – ist nun aber, wie er uns und euch das sagt:
Zu erwarten wäre, dass er zu seinen Hörern sagt: „Ihr sollt Salz für diese Welt sein!“ Sagt er aber nicht. Er sagt: „Ihr seid das Salz der Erde…“!
Wir sind es also bereits. Wir müssen es nicht werden. Jesus traut uns zu und verlässt sich auf uns, dass wir Salz sind. Allein durch unseren Glauben an ihn verhalten wir uns anders als andere, die nicht glauben. Allein dadurch, dass wir Christen das wichtigste Gebot Jesu kennen, können wir gar nicht anders als uns menschenfreundlich zu verhalten. Ihr habt es vor zwei Wochen bei der Konfirmandenvorstellung genannt: Liebe Gott mit all deinen Kräften und liebe deinen Nächsten wie dich selbst!
Ihr seid also z.B. bereits Salz der Erde und Licht für die Welt, wenn ihr heute Konfirmation feiert und damit öffentlich bekundet, dass ihr euer Leben im christlichen Glauben führen wollt, wie es in unserer Kirche seit fast 2000 Jahren getan wird.
Ihr seid ebenso Salz, wenn ihr euch in der Schule nicht daran beteiligt, wenn eine Mitschülerin gehänselt wird – ihr nennt das Mobbing – und ihr macht da nicht mit, weil ihr merkt, wie unfair und gemein so etwas ist.
Ihr seid Salz, wenn ihr umgekehrt euch traut, einen Mitschüler drauf aufmerksam zu machen, wenn er sich in irgendeiner Weise unmenschlich oder gemein verhält.
Oder eben, wenn ihr euch für eine gute Sache einsetzt, die euch am Herzen liegt, ganz egal wofür – dann seid ihr Salz der Erde!
Ich glaube, es gibt da kaum ein Engagement, was falsch sein könnte.
Aber es gibt eine Bewegung, eine Haltung, die tatsächlich falsch ist und die Jesus nicht gutheißen würde. Es ist diese Bewegung: Achselzucken. Wir kennen die von Fußballspielern… Es ist diese Haltung, die verrät: Ist mir doch egal, was geht´s mich an, die anderen sind doch auch nicht besser… Aber genau das ist das, was die Welt am wenigsten braucht. Das ist Salz, das zu nichts mehr nütze ist, sagt Jesus.
Jesus nimmt dann noch das Licht als weiteres Symbol. Eine Lichtquelle, die unter einem Scheffel – also unter einem Gefäß – steht, verbreitet kein Licht. Das kann man genauso gut gleich wieder auslöschen.
Unter euch und unter euren Angehörigen haben wir Vertreter und Vertreterinnen aller drei Blaulicht-Organisationen: Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst!
Was brächte es nun, wenn das Blaulicht nicht weit leuchten würde! Nicht auszudenken! Den Einsatz für Menschen in Not oder für die Gerechtigkeit, den sollen und müssen alle sehen. Der soll nicht verborgen bleiben, denn nur dann wirkt er auch. Und nebenbei motivieren solche Einsätze andere, sich ebenso zu engagieren.
Aber nicht nur im Blaulichtbereich gilt der Satz Jesu: „Ihr sei bereits Licht der Welt“. Es gibt viele Möglichkeiten, Licht für die Welt zu sein. Bei allem, was ihr bereits Gutes getan habt, wobei ihr zuhause geholfen habt oder womit ihr euren Großeltern schon eine Freude gemacht habt – bei all solchen Dingen wart ihr bereits „Licht für die Welt“.
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen, sagt Jesus.
Beim Licht für die Welt sein scheint das klar, da ist das im wahrsten Sinne „einleuchtend“, dass diese guten Werke gesehen werden müssen. Beim Salz ist es schwieriger. Salz sein geschieht oft im Verborgenen – so wie wir im Essen das Salz in der Regel auch nicht sehen können. Aber wir schmecken es und merken, wenn es fehlt oder wenn es zu viel da ist.
Was immer wir wann sind – Salz oder Licht – Jesus ist überzeugt, dass wir Salz und Licht sind, weil wir an Gott glauben und Gott auf diese Weise die Ehre geben. Wir geben ein Stück weit das weiter, was wir selbst durch ihn Gutes geschenkt bekommen. In der Bibel heißt das „Segen“. Wir empfangen viel Gutes von Gott, wir empfangen Segen. Und wir geben diesen Segen weiter, indem wir Gutes an unseren Mitmenschen tun. Und dieses Gute kann in einem Fall „Licht“ sein und im anderen „Salz“.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.